UKRAINISCH ALS FREMDSPRACHE

Vom Gründer des Münchener Instituts für Deutsch als Fremdsprache (DaF), das das größte und bedeutendste in Deutschland ist und seit 1978 existiert – Prof. Dr. Harald Weinrich – stammt der Satz, daß DaF mehr sei als Germanistik. Wenn man diesen Gedanken auf das Ukrainische überträgt, so bedeutet dies einen hohen Anspruch: Ukrainisch als Fremdsprache (UaF) muß mehr sein als Ukrainistik.

Dieses ‘Mehr’ besteht vor allem in der Rolle von UaF als Schnittstelle, als Verbindung von Eigen- und Fremdperspektive auf die ukrainische Sprache und Kultur, als Verbindung zwischen der inländischen Ukrainistik und der ausländischen, wobei ein wichtiger Schwerpunkt auf der Vermittlung dieser Aufgaben und Perspektiven liegt.

Im heutigen Europa mit seiner Vielfalt an Sprachen und Kulturen erhält diese Verbindung und Vermittlung ihren ganz besonderen Wert. Das Fach UaF steht dabei in einer ganz besonderen Verantwortung: Anders als etwa Deutschland, ist die Ukraine selbst ein mehrsprachiges Land, d.h. die sprachliche Situation ist wesentlich komplexer. Ukrainisch als Fremdsprache sollte also nicht nur im Sinne Weinrichs mehr als Ukrainistik sein, sondern UaF hat gerade die Aufgabe, die ukrainische Sprache in ihrer spezifischen sprachlichen Situation als bedeutenden identitätsstiftenden Faktor im Inland und im Ausland zu stärken.

Der Aspekt der Vermittlung ist dabei gerade für ausländische Beobachter, darunter auch die Vertreter der ukrainischen Diaspora, sehr wichtig:  Deren Fremdperspektive braucht notwendig ihr Gegengewicht – die Eigenperspektive gerade auch von UaF mit ihrem Blick auf die Rolle der ukrainischen Kultur und Sprache von innen. Damit kann UaF auch gleichzeitig einen immens wichtigen Beitrag zur Darstellung und Positionsbestimmung der Ukraine in Europa im gesamteuropäischen Kontext leisten.